Fett im Katzenfutter

Mandy Kneeland
Vielleicht hast du schon einmal die Deklaration auf einer Nassfutterdose mit den Angaben in einem BARF-Rezept verglichen – und dich gewundert: „Wieso hat das BARF so viel mehr Fett?“ Auf den ersten Blick wirken die Zahlen tatsächlich sehr unterschiedlich. Doch Vorsicht: Dieser Vergleich hinkt. Denn die Prozentangaben auf dem Etikett sind nicht direkt mit denen beim Rohfüttern vergleichbar. Um wirklich zu verstehen, wie viel Fett in Nassfutter oder BARF steckt, muss man etwas genauer hinschauen – und die Werte ins richtige Verhältnis setzen.

Warum der Vergleich hinkt

Der entscheidende Punkt ist der Wassergehalt. Nassfutter enthält meist 77–80 % Feuchtigkeit, denn im Verarbeitungsprozess wird in der Regel zusätzlich Wasser hinzugegeben. Fleisch dagegen liegt mit etwa 65–75 % etwas niedriger – hier hängt der genaue Wert von der Zusammensetzung, dem Protein- und dem Fettgehalt ab.

Die Prozentangaben für Fett oder Eiweiß beziehen sich aber immer auf das gesamte Futter – also inklusive Wasser. Genau hier entsteht das Missverständnis.

Ein Beispiel zeigt, wie leicht man sich täuschen kann:

  • Nassfutter mit 5 % Fett und 80 % Feuchtigkeit wirkt auf den ersten Blick sehr mager.
  • Rechnet man den Wasseranteil heraus, ergibt das: 5 % Fett ÷ 20 % Trockenmasse = 25 % Fett auf Trockenmassebasis.

Zum Vergleich: Ein Fleischstück mit 7,5 % Fett und 70 % Feuchtigkeit landet bei exakt demselben Wert: 7,5 % Fett ÷ 30 % Trockenmasse = 25 % Fett auf Trockenmassebasis.

Ist das Fleisch fettiger als das Nassfutter?

Das bedeutet: Ein Nassfutter mit 5 % Fett unterscheidet sich in Wirklichkeit gar nicht von einem Fleischstück mit 7,5 % Fett. Die Zahl auf der Dose wirkt nur niedriger, weil mehr Wasser enthalten ist – der Fettwert wird dadurch sozusagen „verdünnt“.

Futtermenge macht den Unterschied

Noch ein Punkt, der beim Vergleich schnell untergeht: Katzen fressen vom Nassfutter meist deutlich größere Mengen als vom BARF. Der Grund liegt wieder im Wassergehalt – Nassfutter enthält viel Flüssigkeit, während BARF kompakter ist.

Das bedeutet: Auch wenn auf der Dose nur „5 % Fett“ steht, nimmt deine Katze durch die größere Futtermenge in Summe gar nicht weniger Fett auf, als wenn sie eine kleinere Portion BARF mit scheinbar höherem Fettanteil frisst.

👉 Entscheidend ist also nicht nur die Prozentzahl, sondern wie viel deine Katze am Ende tatsächlich frisst – und damit, wie viel Energie und Nährstoffe sie wirklich bekommt.

Nummer Nassfutter A (5,0 % Fett, 11,5 % Protein) Nassfutter B (7,1 % Fett, 10,9 % Protein) BARF nach Beutetierprinzip (12 % Fett)
Futtermenge 225 g 190 g 120 g
Energiemenge 205 kcal 205 kcal 205 kcal
Fett gesamt 11,3 g 13,5 g 14,4 g
Protein gesamt 25,9 g 20,7 g 22 g
Feuchtigkeitsgehalt 79 % 79,1 % ca. 72 %

Je nach Futterzusammensetzung braucht deine Katze zwischen 190 g und 225 g Nassfutter, um dieselbe Energie zu bekommen wie aus 120 g BARF. Prozentwerte wirken oft unterschiedlich – am Ende zählt, was deine Katze tatsächlich frisst.

Mythen & Missverständnisse rund um Fett

Wenn es um Fett im Katzenfutter geht, kursieren viele Annahmen – einige davon halten sich hartnäckig, obwohl sie so nicht stimmen.

Mythos 1: „BARF ist immer viel fettreicher als Nassfutter.“
Wie das Rechenbeispiel gezeigt hat, stimmt das nicht. Oft wirken die Fettangaben beim Rohfleisch nur höher, weil weniger Wasser enthalten ist. Im direkten Vergleich kann ein Nassfutter mit scheinbar niedrigen Prozentwerten sogar genauso „fettig“ sein wie ein Stück Fleisch.

Mythos 2: „Fett ist schlecht für Katzen.“
Ganz im Gegenteil: Katzen sind von Natur aus Fleischfresser und nutzen Fett als wichtige Energiequelle. Es liefert nicht nur Kalorien, sondern auch essenzielle Fettsäuren, die der Körper nicht selbst bilden kann. Außerdem macht Fett Futter schmackhaft – viele Katzen fressen es lieber und besser.

Mythos 3: „Je weniger Fett, desto gesünder.“
Auch das ist ein Trugschluss. Zu wenig Fett kann dazu führen, dass Katzen nicht genug Energie aufnehmen oder wichtige Fettsäuren fehlen. Zu viel Fett wiederum kann – je nach Katze – zu Übergewicht führen. Entscheidend ist das richtige Maß und die Anpassung an die individuellen Bedürfnisse.

Mythos 4: „Fett ist der Auslöser von Pankreatitis.“
Oft hört man, dass ein hoher Fettgehalt automatisch zu einer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) führt. Bei Katzen ist das aber wissenschaftlich nicht eindeutig belegt. Während bei Hunden ein Zusammenhang eher diskutiert wird, spielen bei Katzen viele verschiedene Faktoren eine Rolle – zum Beispiel Begleiterkrankungen oder individuelle Empfindlichkeiten. Fett allein ist also nicht der alleinige „Schuldige“. Trotzdem kann es sinnvoll sein, bei bekannten Problemen mit der Bauchspeicheldrüse den Fettgehalt individuell im Blick zu behalten. Ein starres Festhalten an einer bestimmten "Fettgrenze" macht aber keinen Sinn.

Am Ende gilt: Fett ist weder der Feind noch automatisch ein Problem. Es ist ein wichtiger Baustein in der Katzenernährung – die Frage ist nur, in welchem Verhältnis und in welcher Qualität es in der Nahrung vorkommt.

Worauf es wirklich ankommt

Fett ist kein fixer Wert, sondern ein flexibles Werkzeug in der Ernährung. Beim BARFen wird oft von 15 % Fett im Muskelfleisch oder 10–12 % in der Gesamtration gesprochen – doch das ist kein starres Gesetz. Der Fettanteil kann je nach Katze angepasst werden: Eine junge, aktive Katze darf deutlich energiereicher fressen als ein Senior, der sich weniger bewegt.

Auch im Nassfutter gilt: Ein etwas höherer Fettgehalt ist in der Regel kein Problem – im Gegenteil, viele Katzen profitieren davon. Fett macht das Futter nicht nur schmackhafter, sondern liefert die Energie, die sie aus Kohlenhydraten gar nicht ziehen können. Nur bei bestimmten Erkrankungen wie z. B. Pankreatitis kann es nötig sein, den Fettgehalt individuell zu begrenzen.

Das zeigt: Statt die Prozentzahl auf dem Etikett misstrauisch zu beäugen, lohnt es sich, den Fettgehalt im Kontext der Bedürfnisse deiner Katze zu betrachten.

Praktische Tipps für den Vergleich

  • Auf Trockenmassebasis rechnen: Vergleiche Fettwerte immer auf Trockenmassebasis – also ohne den Wasseranteil. Nur so erkennst du, ob Nassfutter und Fleisch wirklich unterschiedlich sind. Mit dem Fertigfutterrechner für Katzen kannst du das direkt hier auf der Homepage berechnen – inklusive Fettgehalt auf Trockenmassebasis.
  • Nicht an einer Zahl festbeißen: 5 % Fett auf der Dose klingt wenig, kann aber real viel mehr sein. Immer den Wassergehalt mitdenken.
  • Individuell anpassen: Der optimale Fettgehalt hängt von deiner Katze ab – Alter, Aktivität, Figur und Gesundheit spielen eine Rolle.
  • Qualität zählt: Achte darauf, dass die Fette aus tierischen Quellen stammen. Pflanzliche Öle sind für Katzen nur sehr eingeschränkt verwertbar.
  • Keine Angst vor Fett: Für gesunde Katzen ist ein höherer Fettgehalt meist kein Problem – er liefert Energie und macht das Futter schmackhaft.
Fertigfutterrechner für Katzen

Fazit

Der Vergleich von Fettgehalten in Nassfutter und BARF ist tückisch – denn die Zahlen sagen ohne Blick auf den Wassergehalt wenig aus. Ein Nassfutter mit 5 % Fett kann am Ende genauso „fettig“ sein wie ein Stück Fleisch mit 7,5 %.

Wichtiger als die Zahl auf dem Etikett ist, ob der Fettgehalt zu deiner Katze passt. Denn Fett ist kein Feind, sondern eine wertvolle Energiequelle und ein unverzichtbarer Nährstoff. Ob etwas mehr oder weniger Fett sinnvoll ist, hängt immer von den individuellen Bedürfnissen ab – Alter, Aktivität und Gesundheit spielen eine Rolle.

Statt dich also von Prozentangaben verunsichern zu lassen, lohnt es sich, den Fettgehalt im Gesamtkontext der Ernährung zu sehen. So kannst du sicherstellen, dass deine Katze nicht nur satt, sondern wirklich artgerecht versorgt ist.

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