Fertig-BARF für Katzen – wirklich praktisch oder riskant?

Mandy Kneeland

Wirklich „fertig“ oder nur praktisch?

BARF ist eine großartige Möglichkeit, Katzen artgerecht und individuell zu ernähren. Doch viele Halter:innen schrecken vor dem Gedanken zurück, alles selbst zusammenzustellen – zu groß scheint der Aufwand, zu unsicher das Gefühl: „Mache ich das überhaupt richtig?“

Die scheinbar einfache Lösung: Fertig-BARF-Menüs. Sozusagen das „Nassfutter unter den Rohfütterungen“ – aufmachen, auftauen, fertig. Klingt gut, oder?

Leider sieht es in der Praxis oft anders aus. Was auf den ersten Blick wie eine bequeme Alternative wirkt, hält auf den zweiten nicht immer, was es verspricht. Viele Fertig-BARFs sind nämlich nicht so fertig, wie sie scheinen.

Damit du besser einschätzen kannst, ob ein Produkt wirklich bedarfsdeckend und sinnvoll ist, zeige ich dir hier einige wichtige Prüfpunkte, mit denen du Fertig-BARF besser beurteilen kannst. Sie garantieren zwar noch keine perfekte Ration – aber sie helfen dir dabei, problematische Produkte frühzeitig auszusortieren.

📦 1. Deklaration – ist klar, was drin ist?

Um zu beurteilen, ob ein Fertig-BARF-Menü überhaupt passen könnte, brauchst du eine offene Deklaration. Nur wenn genau aufgeführt ist, welche Bestandteile enthalten sind und in welchen Mengen, kannst du einschätzen, ob das Menü ausgewogen ist.

Ein gutes Beispiel für eine offene Deklaration:
„50 % Rindfleisch, 15 % Hühnerhälse, 15 % Rinderinnereien (davon 40 % Leber, 30 % Herz, 30 % Niere), 20 % Karotte“

Ein schlechtes Beispiel für eine geschlossene Deklaration:
„Fleisch, Hälse und Innereien vom Huhn“

Der Unterschied ist deutlich: Nur mit klaren Angaben hast du überhaupt eine Chance, das Menü einzuschätzen – und verantwortungsvoll zu füttern.

🧩 2. Zusammensetzung – ist das Verhältnis stimmig?

Ist die Deklaration offen, kannst du die Zusammensetzung prüfen.
Wichtige Fragen sind zum Beispiel:

  • Wie viel Muskelfleisch ist enthalten?
  • Welche Innereien sind dabei – und in welchem Verhältnis?
  • Wie viele Knochen sind verarbeitet – und von welchem Tier?
  • Welche pflanzlichen Bestandteile (z. B. Gemüse) wurden gewählt?
  • Wie hoch ist der Fettanteil?

Das Verhältnis dieser Komponenten sollte zur Katze passen – pauschal passende Lösungen gibt es selten. Gerade bei kranken oder empfindlichen Katzen ist eine individuell angepasste Ration entscheidend.

📚 3. Wissen macht den Unterschied

Um ein Fertig-BARF-Menü beurteilen zu können, brauchst du Grundwissen über die Bedarfswerte deiner Katze und die Rolle einzelner Nährstoffe. Dieses Wissen kann dir niemand komplett abnehmen – auch wenn du Beratung in Anspruch nimmst, solltest du verstehen, was und warum du etwas fütterst.

Wenn du unsicher bist, lohnt sich eine fachkundige Ernährungsberatung – aber ein solides Grundverständnis ist immer ein Gewinn.

☀️ 4. Vitamin D – oft vergessen, aber lebenswichtig

Viele Fertig-BARF-Menüs enthalten keine Vitamin-D-Quelle – obwohl dieser Nährstoff essenziell ist. Katzen können Vitamin D nicht über die Haut bilden wie wir Menschen. Sie sind auf die Zufuhr über die Nahrung angewiesen.

Typische Quellen wären fetter Fisch (wie Lachs, Sprotten, Forelle) oder ergänzend Dorschlebertran. Fehlt eine dieser Quellen, musst du Vitamin D zusätzlich ergänzen – idealerweise abgestimmt auf den Bedarf deiner Katze.

🧂 5. Jod – kleiner Nährstoff, große Wirkung

Auch Jod wird in Fertig-BARF-Produkten häufig weggelassen – obwohl es für die Schilddrüsenfunktion unerlässlich ist. Im Beutetier kommt Jod vor allem im Schilddrüsengewebe vor, das in der Rohfütterung aber nicht enthalten ist.

Übliche Jodquellen sind Seealgenmehl oder synthetische Jodpräparate. Wichtig ist: Wird Jod zugesetzt, sollte auch der tatsächliche Jodgehalt deklariert sein, damit du überprüfen kannst, ob die Menge zum Bedarf deiner Katze passt.

Fehlt eine Jodquelle vollständig, musst du sie selbst ergänzen – und dabei sorgfältig dosieren.

Fazit: Fertig ist nicht gleich fertig

Auch wenn ein Fertig-BARF-Menü auf den ersten Blick praktisch wirkt – ein Blick aufs Etikett lohnt sich immer. Nur mit offener Deklaration, sinnvoller Zusammensetzung und den nötigen Ergänzungen kann ein solches Menü wirklich bedarfsdeckend sein.

Und selbst dann: Auch ein „gutes“ Fertig-BARF ist nicht automatisch individuell passend für deine Katze.

Ideal ist eine Ration dann, wenn sie auf deine Katze abgestimmt und sinnvoll ergänzt ist.

Wenn du dabei Unterstützung brauchst – du weißt, wo du mich findest. 😊

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